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C. v. Ditfurth: Tanz mit dem Tod

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Ein Abend im November 1932 im Berliner Arbeiterbezirk Wedding. Sieben SA-Leute stürmen eine Kneipe und erschießen den Redakteur der Roten Fahne Kurt Esser. Sie geben sich keine Mühe, unerkannt zu bleiben, und ihr Anführer Fehrkamp wird schnell identifiziert. Der setzt sich nach Wien ab, wird von dem jungen Kriminalassistenten Raben nach aufwendiger Verfolgung aufgespürt und zurückgebracht. Dabei hat Raben etliche, zum Teil lebensgefährliche Schwierigkeiten zu überwinden, weil er inzwischen ins Visier der SA geraten ist. Wie er die Situationen löst, weckt die Aufmerksamkeit des aufstrebenden Sterns in der SS, Reinhard Heydrich. Der 30. Januar 1933 ändert vieles – kurze Zeit später ist der Attentäter frei. Raben schmiedet einen riskanten Plan. Getrieben von dem Gedanken nach Gerechtigkeit, aber auch zum Schutz seiner jüdisch-stämmigen Frau, geht er einen Pakt mit dem Teufel ein. Heydrich holt ihn in die Geheime Staatspolizei. Rabens Frau erhält einen arischen Persilschein und dieser verfolgt weiter Fehrkamp. Der scheinbare Widerspruch löst sich auf im sog. Röhm-Putsch. Kommandos der SS, die von der Gestapo unterstützt wurden, ermordeten mehr als 100 SA-Angehörige. Und der Jetzt-Gestapo-Mann Raben sorgt dafür, dass Fehrkamp nicht übersehen wird. Gerechtigkeit durch einen Bund mit dem Teufel?
Der Roman ist keine einfache Kost. In 244 Kapiteln auf 487 Seiten wechseln die Handlungsorte und -personen blitzartig – Spannung erhaltend, Konzentration fordernd. Die geschichtliche Realität verbindet sich mit der Fiktion des Kriminalfalles, die kriminelle Tat mit der Frage, was man als Ermittler in einer tödlichen Maschinerie für die ausgleichende Gerechtigkeit tun darf. Ist zur Durchsetzung von Gerechtigkeit auch das ungerechte Mittel Recht? Oder rechtfertigt der Aufstand des Einzelnen im Kampf gegen eine übermächtige Staatsgewalt auch die Nutzung dieser Gewalt gegen sie selbst. Die nächsten Bände werden Antworten – und neue Fragen – bringen. (hl)


Zitiervorschlag: Hasso Lieber, C. v. Ditfurth: Tanz mit dem Tod [Rezension], in: LAIKOS Journal Online 2 (2024) Ausg. 2, S. 93.

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