I. Bott: Pirlo – Gegen alle Regeln
Ingo Bott: Pirlo – Gegen alle Regeln. Kriminalroman. Frankfurt/M.: Fischer Scherz 2021. 396 S. ISBN 978-3-651-00104-6, € 15,00
Schauplatz: Düsseldorf. Ein erfolgreicher Baulöwe wurde in seiner Villa erstochen. Seine Frau, die sich im 1. Stock aufhielt und von der Tat nichts mitbekommen hat, soll ihn ermordet haben und sitzt nun in U-Haft; ihre Verurteilung scheint sicher. Pirlo ist – wie der Autor des Krimis – Strafverteidiger in Düsseldorf. Gerade arbeitslos geworden, übernimmt er den Fall von seiner Wohnzimmer-Kanzlei aus gemeinsam mit der noch unerfahrenen Anwältin Sophie Mahler. Sie kämpfen leidenschaftlich für ihre Mandantin, die in der Hauptverhandlung schweigt und ihnen zudem wichtige Informationen vorenthält. Auf der Suche nach alternativen Tätern dreht das Duo jeden Stein einzeln um. Dabei ist Pirlo im Gegensatz zu seiner Kollegin unkonventionell und chaotisch. Im Hintergrund durchzieht ein weiterer Handlungsstrang das Buch. Pirlo hat sich von seiner Clan-Familie losgesagt; seine Brüder verlangen mit „Nachdruck“, dass er ihre Schulden begleicht. Das setzt ihn unter Druck und er braucht einen Freispruch – im Zweifel auch „gegen alle Regeln“. Der Protagonist nimmt uns mit in seinen Anwaltsalltag und in die Hauptverhandlung. Einige Ermittlungen sind allerdings – gemessen an der Realität – grenzwertig und dienen eher dem Spannungsverlauf. Das Buch ist klar strukturiert und locker geschrieben. Die Charaktere wirken gerade mit ihren Schwächen sehr authentisch. Angenehm ist, dass technische Termini wie „Anklagesatz“ oder „wesentliches Ergebnis der Ermittlungen“ nicht nur im richtigen Kontext verwendet, sondern auch erläutert werden. Dies steigert den Unterhaltungswert des Buches eher als ihn zu beeinträchtigen – sozusagen Lernen en passant, gepaart mit Spannung. Weitere Folgen der Pirlo-Serie sind bereits auf dem Buchmarkt. (us)
Zitiervorschlag: Ursula Sens, I. Bott: Pirlo – Gegen alle Regeln [Rezension], in: LAIKOS Journal Online 1 (2023) Ausg. 2, S. 91.