D. Sarno; S. Lapp: Das Prinzip Mord
David Sarno; Sascha Lapp: Das Prinzip Mord. Wahren Verbrechen auf der Spur. Köln: Emons 2022. 253 S. ISBN 978-3-7408-1591-2, € 25,00
Das Frankfurter Autoren-Duo widmet seine Schilderungen wahrer Verbrechen den Ermittlungspersonen bei der Aufklärung der Straftaten, also vorrangig den Kriminalbeamten. Den meisten Fällen ist gemeinsam, dass sie erst nach Jahren aufgeklärt werden konnten, sog. „cold cases“ waren. Zwei Umstände spielen bei der Aufklärung eine wesentliche Rolle: Der Fortschritt der auf naturwissenschaftlicher Basis beruhenden Kriminalistik und die Beharrlichkeit vieler Ermittler. Der Schwerpunkt der Berichte liegt deshalb auf der Feststellung der auf kriminalistischer Arbeit beruhenden Tatsachen. Rechtliche Erwägungen spielen weniger eine Rolle. Das fällt z. B. im Falle Baran A. auf, wenn mitgeteilt wird, dass die beiden Täter, die ihren Gastgeber brutal erschlagen haben, „wegen Mordes zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt“ wurden. Welche Gesichtspunkte zum Absehen von der lebenslangen Freiheitsstrafe führten, wird – weil vorrangig Rechts- und nicht Tatsachenfrage – nicht mitgeteilt.
Auch wenn es oft scheint, dass „Kommissar Zufall“ die Ermittler auf die richtige Spur führt, ist es im Endeffekt doch die Akribie der Ermittler, mit der die Fälle gelöst werden. In der Mordsache Trixi B. vergehen nach der Tat fast 25 Jahre, bis der dringend Tatverdächtige festgenommen wird. Auslöser für den Erfolg der Ermittlungen ist ein Vorgang, der wiederum 14 Jahre vor dem Mord stattgefunden hatte und im Zuge der Ermittlungen nach der Tat eher beiläufig zu den Akten gelangt war. Der Zähigkeit und Geduld eines baden-württembergischen Kriminalbeamten ist die Aufklärung des Mordes in Peru an einer Rechtsanwältin aus Karlsruhe zu verdanken. Über zwei Jahre hat er sich weder von verschwundenen Ermittlungsakten in Peru noch von der Entfernung zwischen Europa und Südamerika abhalten lassen, allen verfügbaren Spuren nachzugehen. Der letzte Erfolg bleibt ihm jedoch versagt, weil der Verdächtige in Peru aus der U-Haft entlassen wird und seitdem spurlos verschwunden ist. Als Genugtuung bleibt, dass die Angehörigen über das Schicksal der Anwältin informiert sind und sie in ihrer Geburtsstadt Heidelberg beisetzen konnten.
Das Buch ist mit vielen Originalfotos aus den Ermittlungsakten garniert und erweckt auch in seiner Aufmachung einen aktenmäßigen Eindruck. Das fängt bei dem Schreibmaschinen-Look des Schriftbildes an, setzt sich durch Hervorhebung von Textstellen durch Unterstreichungen fort (denen aber nicht ersichtlich eine Systematik, z. B. nach Wichtigkeit, zugeordnet werden kann) und endet bei sechs geschwärzten Textstellen, zu denen aber keine Erläuterung gegeben wird. Als Dokumentation akribischer und kreativer kriminalistischer Arbeit hat sich das Buch die Bewertung „wertvoll“ verdient. (hl)
Zitiervorschlag: Hasso Lieber, D. Sarno; S. Lapp: Das Prinzip Mord [Rezension], in: LAIKOS Journal Online 1 (2023) Ausg. 1, S. 46.